3 Nächte Deep-Sky durch Messier, NGC, Arp und Abell
Die gute Wettersituation in der KW 12 im März musste ausgenutzt werden und so fand ich mich mit meinem 16" die letzten Nächte an meinem Stammplatz im Steigerwald, in der Nähe von Stierhofstetten ein.
Die erste Nacht
...beobachte ich allein. Nach abgeschlossener Dämmerung präsentiert sich eine für den Platz durchschnittlich gute Nacht mit einer Grenzgröße von 6,5 mag in der Polregion. Erstes Objekt soll...
Abell 28 werden,
den ich jedoch selbst bei größter Konzentration nicht ausmachen kann
anders verhält es sich bei Abell 25, bei dem nach intensiver Beobachtung die SO Schale sehr schwach sichtbar wird, der Rest des schwachen PN's bleibt unsichtbar
Nach dem recht mauen Start mit den Abell-PN's geht es zu den Galaxien, gestartet wird bei
Abell 779, der
Galaxiengruppe um NGC 2832, welches Zentrum mit NGC 2831/2832 auch
unter der Nummer Arp 315 läuft. Das Arp-Paar, bei der die beiden
NGC's sehr dicht stehen gibt einen wunderschönen Kontrast zu der ebenfalls
sehr dichten edge-on Galaxie NGC 2830
Nächstes Objekt soll das ungewöhnliche und recht unbekannte Paar NGC 3162 und UGC 5498 A/B werden. Während sich bei der kleinen Spiralgalaxie NGC 3162 sich recht deutlich der südliche Spiralarm zeigt, verbirgt die UGC ihren "Haken" und zeigt lediglich zwei Helligkeitsspitzen entlang ihrer langen Achse
Der Wunsch neben den häufig doch sehr schwachen Objekten auch mal einen "Knaller" intensiv zu beobachten und zu zeichnen mache ich jetzt und die nächste 2 Nächte war. Zunächst das Leo Triplet mit...
Messier 66, die
wegen ihrer Unregelmäßigkeiten auch unter Arp 16 geführt wird.
Dominieren tut der recht helle Balken mit einigen Strukturen. Neben dem
langen Spiralarm mit zwei Helligkeitsknoten lässt sich auch der zweite
Spiralarm gut ausmachen und zeigt mehr als ich erwartet hatte.
Als letzten Objekt vor Mondaufgang für stelle ich das höchst unterschiedliche Paar NGC 3507/3501 ein. Bei NGC 3507 handelt es sich um eine face-on Spiralgalaxie, bei der die Spiralen jedoch nur sehr schwer ausfindig gemacht werden können. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei NGC 3501 um eine extreme edge-on Galaxie, bei der nur ein Strich mit Achsverhältnis von ca. 1:6 übrig bleibt.
Die zweite Nacht
Hier kommt Achim mit seinem 20" Dob und Mike mit 12" vorbei. Die Nacht wird sehr ähnlich wie die vorige. Eine Grenzgröße von 6,5 mag in der Polregion verspricht eine gute Nacht. Anfangen tue ich mit ein paar Arp-Galaxien, bei deren es sich um Galaxien besonderer Eigenschaften wie Gezeitenschweife, Gruppenbildungen oder enge Begleiter handelt.
Arp 1 oder auch
NGC 2857 ist eine Galaxie geringer Flächenhelligkeit. Die schwachen
Spiralen sind nicht zu sehen. Die Galaxie erscheint eher wie ein PN, rund,
schwach und strukturlos...hat irgendwas.
Nächstes Objekt soll das enge Galaxientrio Arp 307, also NGC 2872/2873/2874 werden. Besonderheit neben der hellen elliptischen Galaxie NGC 2872 ist die 1:3 elongierte edge-on Galaxie NGC 2874, bei der sich etwas NO des Kerns ein Knoten abzeichnet, welcher schon von den frühen visuellen NGC-Entdeckern gesehen wurde und von ihnen die Nummer NGC 2875 erhielt
Zur Abwechselung zwei Planetarische Nebel aus dem Abell-Katalog, zunächst
Abell 30, bei dem
sich unter Verwendung der max. AP um den hellen ZS ein sehr schwacher,
runder Schimmer abzeichnet, der zwar schwer zu sehen ist, aber indirekt
gehalten werden kann.
Abell 31 ist da
jedoch um einiges interessanter. Der sehr große PN befindet sich um einen 10
mag Stern. Auffälligste Bereiche befinden sich W und SW um den Stern. Ein
weiteres Teil kann ich NO erkennen.
Wieder zu den Galaxien, aber bevor ich mich 2 Knallern widme zeigt sich noch eine eher enttäuschende Arp
Um genau zu sein Arp 335, NGC 3509, die auf den POSS Aufnahmen eine herrliche und helle Hakenform zeigt. Visuell bleibt jedoch davon nur sehr wenig übrig. Die Hakenform kann zwar von Achim und mir unabhängig gesehen werden, muss aber eher "erkämpft" als "gesehen" werden. Deutlich ist lediglich ein schwacher 1:3 elongieter Schein zu sehen.
Ganz anders als bei den nächsten Kandidaten. Nachdem ich die vorige Nacht bereits Messier 66 beobachtet und gezeichnet habe, folgen nun die beiden fehlenden Mitglieder des bekannten Leo-Triplets Messier 65 und NGC 3628.
Messier 65
erscheint visuell auf den ersten Blick eine recht uninteressante "normale"
edge-on Galaxie zu sehen. Beim näheren Betrachten fallen aber einige Details
und die Ansätze der schräg liegenden Spiralen auf. Zwar nicht ganz so
spektakulär als Messier 66, aber visuell trotzdem mehr strukturiert als ich
jemals dachte.
Bei NGC 3628
zeigt sich das bekannte Dunkelband, welches visuell sehr deutlich erscheint.
Überraschen tun mich wie klar die auseinander gehenden Enden und der leicht
versetzte Kernbereich südlich des Dunkelbandes zu sehen sind.
Kurz vor Mondaufgang beobachten wir noch in Achim seinem 20" die Supernova SN2006X in Messier 100, welche ich in der folgenden Nacht ebenfalls mit meinem 16" beobachten werden. Hier zeigt sich schon, wie schwer die SN trotz 20" zu sehen ist. Erst nach längerem entdecken wir die SN und können diese dann auch indirekt halten.
Die dritte Nacht
...fängt erst mit schlechter Durchsicht an, welches die Grenzgröße auf 6,2 sacken lässt. Da der Spiegel noch vor sich "hinblubbert" nehme ich mir erst ein paar helle Kandidaten zum "Warmschauen" vor.
Messier 81
überrascht mich aber sehr. Trotz der nicht ganz optimalen Bedingungen sind
beide großen Spiralen mit einigen Helligkeitsverdichtungen deutlich zu
sehen, die Galaxie steht ziemlich Nahe im Zenit. Nach dem Begleiter Holmberg
9 traue ich mich aber nicht zu schauen.
Messier 82 lässt
sich hoch vergrößern. So zeigen sich im hellen Zentrum bei 450x einige
sternförmige Aufhellungen, die wohl die SSC's in M 82 darstellen.
Der oft vergessene helle
Begleiter beider Galaxien NGC 3077 präsentiert sich ebenfalls
überraschend. Ein nach NW versetzter Kernbereich und nach SO diffus
auslaufenden Bereiche sehen sehr nett aus, genau wie...
...NGC 2403, die
mich wirklich sehr positiv überrascht. Sofort ist der hellste Knoten NGC 2404
zu sehen, sowie weitere hellere Bereiche innerhalb der Galaxie. Die Spiralen
benötigen aufgrund der derart vielen Details jedoch mehr Zeit, die ich jetzt
nicht investieren möchte.
Der Eskimonebel
lässt sich bei 600x einige Details entlocken. So ist der leicht ovale innere
Ring mit der platten Seite nach Süden gut zu sehen. Im Kranz ist ein
längliches, helleres Gebiet ebenfalls im Süden zu erkennen. Lediglich die
Brücke im inneren Ring bleibt mir verborgen und muss auf besseres Seeing
vertagt werden.
Plötzlich kommt unangenehmer Ostwind auf. Schöner Nebeneffekt ist, dass sich die Grenzgröße deutlich auf 6,4 mag verbessert, 2 Abell PN's müssen deswegen dran glauben.
Abell 34 kann ich
nur mit max. AP sehen. Ein schwacher, etwa runder Schimmer zeigt sich mir.
Von der Ringstruktur ist leider nichts zu sehen, wohl doch zu schlecht die
Durchsicht dort unten.
Abell 33
überrascht mich. Aaahhhh, endlich mal wieder ein Abell der mich daran
erinnert, warum ich mir diesen
PN-Katalog zum
beobachten vorgenommen habe. Schon ohne Filter ist NO von einem 7 mag Stern
etwas Schwaches zu sehen. Mit [OIII] offenbart sich dann eine wunderschöne
große und exakt runde Scheibe, welche völlig gleichmäßig ausgeleuchtet ist
und scharf begrenzt ist...wow.
Nach den 2 PN's folgen wieder ein paar Galaxien aus dem Arp-Katalog.
Anfangen tue ich mit der
höchst interessanten Gruppe NGC 2936/2937 - Arp 142. Um die helle
kleine NGC 2937 windet sich bohnenförmig das Fragment NGC 2936...sehr
ungewöhnlich.
Arp 253 ist
jedoch fast erwartungsgemäß enttäuschend. Von den zwei sehr dicht liegenden
edge-on Strichen ist nur PGC 27828 als schwacher, 1:4 elongierter
Strich zu erkennen.
Besser kommt da das Paar
aus Superthin-Galaxie NGC 3454 und elliptischen Nachbar NGC 3455.
NGC 3454 ist als 1:5 elongierter Strich ohne Kern gut auszumachen, jedoch
nicht ganz so schön wie...
...NGC 4157, eine große Superthin Galaxie, welche schon bei niedriger Vergrößerung auffällig ins Auge sticht. Anders als erwartet zeigt sich nicht die vom Dunkelband abgeschnittene NW Seite "härter", sondern die sehr gut definierte SO Gegenseite.
Nun wieder zu einer bekannten und wunderschönen Galaxie Messier 100, die momentan eine Supernova SN2006X beherbergt. Diese konnte schon vorige Nacht im 20" recht schwer indirekt gesehen werden
Messier 100 + SN 2006
X zeigt sich im 16" sehr interessant. Die Galaxie selbst zeigt als
erstes Detail den recht schmalen, aber dafür hellen Südarm. Der Nordarm ist
dafür etwas weiter zu verfolgen und besitzt sogar ein visuell etwas
abgesetztes Gebiet etwas von M 100. Die Supernova ist sehr schwer zu sehen.
Die zuletzt abgeschätzte Helligkeit von 15,4 mag wird wohl durch den
niedrigeren Kontrast mit der Galaxie im Hintergrund noch schwieriger zu
sehen sein als sonst.
(M 100 mit
markierter Supernova)
Ein kurzer Blick auf M 61 zeigt die zwei kurzen, aber dafür hellen, geknickten Spiralarme. Der Nordarm verläuft nach Osten noch etwas weiter.
Bevor ich die beiden aktuellen Kometen am Himmel einstelle folgen noch die "Standartkerzen" M 51, M 64, M 104, M 3, M 5, M 13 und das Kugelhaufenpaar M 53 und NGC 5053.
Komet 73 P -
Schwassmann Wachmann zeigt sich als geschätztes 11,5 mag helles
Fleckchen in der Nähe von Arcturus. Komadurchmesser schätze ich auf etwa
1'. Der Komet zeigt einen kleinen Schweif von 2' Länge in Richtung West.
Etwas deutlicher ist hier C/2006 A1 Pojmanski, welcher sich mit einer geschätzten Helligkeit von 6,5 mag und einer 3' großen, runden, zur Mitte hin konzentrierten Koma am Himmel zeigt. Ein schwacher 7' langer Schweif ist in Richtung West zu sehen.
Der ständig blasende Ostwind zeigt Wirkung, sodass ich die Nacht nach 7 Stunden Beobachtungszeit abbreche und zufrieden Richtung Heimat aufbreche.